SCHUFA-Studie stellt Vertrauensfrage
In einer repräsentativen Untersuchung im Januar 2021 hat das Verbraucherschutzportal selbstauskunft.de mit einer SCHUFA-Studie das Maß an Vertrauen erforscht, das die deutsche Bevölkerung der SCHUFA Holding AG und insbesondere dem Hauptprodukt, der SCHUFA-Selbstauskunft entgegenbringt. Demnach scheitert die SCHUFA an Ihrem eigenen Anspruch „Wir schaffen Vertrauen“. Die Ursache scheint mangelhafte Datenqualität und veraltete Arbeitsweisen bei den erteilten Auskünften zu sein.
Die SCHUFA Holding AG stellt sich als die führende deutsche Wirtschaftsauskunftei dar und beeinflusst damit das Leben aller 69,43 Mio. deutschen volljährigen Bürger*innen. Der aus der Historie abgeleitete und angestrebte Markenkern der SCHUFA ist „Vertrauen“. Doch ist das heute noch gerechtfertigt? Vertrauen die Deutschen der SCHUFA wirklich noch? Eine empirische Untersuchung sollte genau dies klären.
Hintergrund
Schenkt man den Recherchen des NDR glauben, dann entwickelt sich die SCHUFA Holding AG mehr und mehr zum Interessen-Vertreter von privaten Unternehmen und verlässt die Rolle des neutralen Beobachters und Schützers vor Betrug und schlechter Zahlungsmoral.
Gemäß der NDR-Recherchen verfügt die SCHUFA über eine Datenbank, deren Inhalt den Wechsel des Energieanbieters und Stromtarifes erschwert. In diesem „Schufa-E-Pool“ werden die Vertragsdaten von Kunden gespeichert und sollen den Energieanbietern zugänglich gemacht werden. Kann man vor diesem Hintergrund noch von einer neutralen SCHUFA sprechen und entspricht dieses Angebot noch dem ursprünglichen Auftrag der SCHUFA? Wie groß ist das Vertrauen der Deutschen aktuell in die SCHUFA? Und entspricht das von der SCHUFA propagierte Selbstbild der Einschätzung der Bevölkerung?
Vertrauen der Deutschen in die SCHUFA am Boden
Das Ergebnis ist ernüchternd:
- Jeder 5. Deutsche misstraut der SCHUFA völlig (13,89 Mio. Personen)
- Mehr als 80% der Deutschen mit negativen SCHUFA-Erfahrungen misstrauen dem Unternehmen vollständig
- Mehr als 50% der Bevölkerung (ohne negative Eigenerfahrung mit der SCHUFA) misstraut der Arbeit der SCHUFA
- In der Gesamtheit vertrauen 50% der Deutschen (34,72 Mio. Personen über 18 Jahre) der SCHUFA wenig bis gar nicht
- 21,1% der Deutschen hatten in der Vergangenheit bereits Probleme mit falschen oder veralteten SCHUFA-Einträgen (14,65 Mio. Personen)
Kein Mietvertrag, kein Handyvertrag mit negativem SCHUFA-Eintrag selbst wenn dieser falsch ist!
Was bedeutet das? Ohne positive SCHUFA-Selbstauskunft geht in Deutschland kaum etwas: Mietverträge, Handyverträge, Kredite, ja sogar KFZ-Versicherungen kommen ausschließlich mit positiver SCHUFA-Auskunft zustande. Umgekehrt bedeutet dies: Menschen mit negativen Einträgen sind faktisch vom wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen.
Gründe für die außerordentlich negative Haltung der Deutschen gegenüber der SCHUFA dürften in der Arbeitsweise der SCHUFA liegen. Die SCHUFA scheint ein massives Daten-Problem zu haben, die Erhebungsweise entstammt aus einer Zeit, in der die technischen Möglichkeiten eines zeitnahen Zugriffs nicht gegeben waren.
Jede 5. SCHUFA-Auskunft falsch?! – jeder 5. Deutsche misstraut der SCHUFA!
Auf die Frage “Hatten Sie in der Vergangenheit bereits Probleme wegen falscher oder veralteter SCHUFA-Einträge?” antwortete jeder fünfte mit “Ja”.
Hierzu ist eine weitere Studie in Kooperation mit einer bundesweit tätigen Rechtsanwaltskanzlei in Arbeit, die die Frage klären wird, wie viele SCHUFA-Auskünfte tatsächlich falsche oder veraltete Daten enthalten. Um die SCHUFA zu einer Einhaltung eines Minimum-Qualitäts-Standard zu drängen, muss jeder Einzelfall juristisch geprüft werden, es müssen gesetzliche Löschfristen berücksichtigt werden, um ein wissenschaftlich belastbares Ergebnis zu erzielen. Das Ergebnis dieser Folgestudie ist bis Mitte 2021 zu erwarten.